Weimarer Zwiebelmarkt in 3 Etappen

26.10.15 19:50 Oliver Grau

Die Saalfelder Wählergruppe DIE JUNGEN fordert Nachtzüge nach und von Jena, Weimar sowie Erfurt speziell an Wochenenden und zu Veranstaltungen. Hier ein Erfahrungsbericht.

 

Gerne schreibt oder redet man von einer sogenannten Standortqualität, harten und weichen Standortfaktoren. Straßen- und Bahnverbindungen zählen zu den sogenannten harten Standortfaktoren und stellen mehr oder weniger die „Lebensadern“ jeder Stadt, jeder Region, jedes Bundeslandes und der Bundesrepublik dar. Und in doch regelmäßig wiederkehrenden Abständen, da passiert es sogar einem passionierten Autofahrer wie mir, dass er die Dienste der Bahn sehr gern in Anspruch nimmt.

 

Da kommen wir nun zu den hiesigen, überregional (mehr oder weniger) beworbenen Veranstaltungen in unseren Thüringer Landeshaupt-, Kulturhaupt- und Lichtstädten. Kurzum: ein guter Freund und ich wollten ganz spontan den Zwiebelmarkt in Weimar, unserer Kulturhauptstadt besuchen. „Fahren wir doch einfach mit der Bahn, da braucht keiner fahren und wir können Schere, Stein, paar Bier spielen. Da nehmen wir den 18:27er Zug. Den schaffen wir locker und haben genügend Zeit“, dachten wir. Gesagt, getan, auf geht´s. Doch wie es halt manchmal so läuft, jeder muss auf dem Weg zum Bahnhof nochmal zur Bank, man trifft einen Bekannten und quasselt kurz … nun ja. Jedenfalls wurde uns schon auf der Saalebrücke bewusst: „den 18:27er, den schaffen wie nicht mehr. Aber das macht nichts. Den 19:07er, den schaffen wir locker.“

Zack, wir sitzen im Zug, freuen uns wie zwei Schnitzel und nach knapp einer halben Stunde sind wir an der Station, wo wir umsteigen müssen. An einem Ort, wo es sich leben lässt. An dem man gerne Zeit verbringt. Wo das Großstadtleben pulsiert. Wo man auch bei 3 Grad plus und (zumindest gefühlt) noch kälterem Fön einfach unglaublich gerne 30 Minuten auf den nächsten Zug wartet. Richtig, Jena-Göschwitz: the place to be. Es haben nur noch die obligatorischen Bonanzakugeln gefehlt, die über die Gleise fegen, um den Slapstick im Kopf zu vervollständigen.

 

Endlich kommt der Zug. Ab nach Weimar. Nach nur weiteren 27 Minuten Fahrzeit – es ist jetzt 20:37 Uhr – steigen wir aus und laufen zum nächsten Fahrplan-Aushang, um abzuchecken, wann der letzte Zug wieder nach good old Saalfeld/Saale fährt. JETZT wurde uns schlagartig klar: das hätten wir mal eher tun sollen, denn jetzt ging alles ganz schnell:15 Minuten laufen + 2 Stunden weitere Freunde unterwegs „auflesen“ + Glasperlenspiel anhören und dabei etwas trinken + 15 Minuten zurücklaufen = 23:07 Uhr, der Zeitpunkt also, an dem der letzte Zug zurück nach good old Saalfeld/Saale fährt.

 

Zack, wir sitzen im Zug, ärgern uns wie zwei Schnitzel und nach nur 27 Minuten sind wir wieder an der Station, wo wir umsteigen müssen. An diesem Ort, wo es sich leben lässt. An dem man gerne Zeit verbringt. Wo das Großstadtleben pulsiert. Wo man auch bei 0 Grad und (zumindest gefühlt) noch kälterem Fön einfach unglaublich gerne 30 Minuten auf den nächsten Zug wartet. Richtig, wieder einmal mehr Jeeenaaa-Göschwitz: the place to be. Wieder haben nur noch die obligatorischen Bonanzakugeln gefehlt, die über die Gleise fegen, um den Slapstick im Kopf zu vervollständigen. Endlich kommt der Zug. Ab nach good old Saalfeld/Saale. Nach nur weiteren 30 Minuten Fahrzeit – es ist jetzt 00:36 Uhr – steigen wir aus und laufen direkt mit einem kleinen Umweg über die Johannisklause nach Hause. JETZT wurde uns schlagartig klar: fahr Bahn, da erlebst Du was!

 

Aber lassen wir den Sarkasmus mal beiseite. Ist es denn wirklich nicht möglich, wenigstens für Großveranstaltungen in Thüringen mal einen „Late-Night-Express“ im Stundentakt fahren zu lassen? Sogar bei uns im Städtedreieck funktioniert das hervorragend – der KomBus GmbH sei Dank – per Bus. Das sollte schließlich nicht nur im Interesse der Besucher, sondern auch im Interesse aller Städte, im Interesse Thüringens sein. Am 9. November 2015 findet laut einem OTZ-Artikel wieder mal ein Bahngipfel in Jena statt.  Eine gute Gelegenheit, um so etwas – verhältnismäßig Bescheidenes – anzusprechen und um den Verantwortlichen Lösungen abzufordern. Bis dahin fallen die schönen Thüringer Großstadterlebnisse wohl etwas kürzer aus oder man fährt eben erst gar nicht hin. However: Weimarer Zwiebelmarkt fetzt! (Bro)

Mitglieder der Saalfelder Wählergruppe DIE JUNGEN werden künftig in unregelmäßigen Abständen über Ihre Erfahrungen in und um Saalfeld berichten. Die Erfahrungen unserer Mitglieder bringen wir natürlich in unsere Arbeit ein.