Saalfelder Vorstoß gegen Lichtverschmutzung erfolgreich

Oliver Grau

02.08.22 16:22

© Guido Berg OTZ

Von Guido Berg, OTZ

Politik heißt, harte Bretter bohren. Das schrieb einst der Soziologe Max Weber in seinem Aufsatz „Politik als Beruf“. Zwar betreibt der Saalfelder Stadtrat Eric H. Weigelt (BfS) Politik nicht als Beruf, sondern ehrenamtlich. Doch das hinderte ihn nicht, sich ein ganz hartes Brett vorzunehmen: Die Verringerung der Lichtverschmutzung. Für dieses Politikziel kann nun vermeldet werden: Das Brett ist durch!

In seiner Juli-Sitzung beschloss der Saalfelder Stadtrat erstmals eine „Richtlinie zur Minderung der Lichtraumverschmutzung“. Sie enthält Empfehlungen zum standort- und bedarfsgerechten Einsatz von künstlichem Licht. Sie soll Privatpersonen, Bauherren und Gewerbetreibenden „als Orientierung für einen umweltverträglichen Lichteinsatz dienen“, heißt es in dem achtseitigen Papier, dass sich an einer Jenaer Richtlinie orientiert.

Das Dokument berät zur Lichtfarbe, Lichtintensität sowie Abstrahlungsrichtungen und -winkel. So sei etwa der „Betrieb von himmelwärts gerichteten Anlagen … zum Schutz von Arten, Biotopen oder der Landschaft so weit wie möglich einzuschränken“.

Die erste Anfrage zum Thema stellte Weigelt schon 2019. Vor einem Jahr informierte diese Zeitung über Weigelts Projekt unter der Überschrift „Vorstoß für die Sichtbarkeit der Sterne“. Weigelt ist Hobby-Astronom, je dunkler seine Umgebung ist, um so besser sieht er durch sein Teleskop die Sterne.

Doch es wäre falsch, das Thema Lichtverschmutzung auf die Astronomie zu reduzieren. Es geht auch um Insektenschutz, um den guten Schlaf des Menschen und um rationalen Energie-Einsatz. Weigelt legt Wert darauf, dass er seine Initiative lange vor dem Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Probleme mit russischem Erdgas startete. „Die Bürger sollen nicht gegängelt werden“, betont der Saalfelder. Es gehe darum, „Beleuchtung dort einzusetzen, wo sie uns auch wirklich nutzt“. Dafür solle ein Bewusstsein geschaffen werden.

Nun, da es die Richtlinie gibt, ist Weigelt nach eigenem Bekunden „sehr zufrieden“. Er habe „den langen Atem eines Ausdauerläufers“ benötigt, schließlich habe anfangs nicht jeder gewusst, was das überhaupt meint: Lichtverschmutzung. Auch die Dringlichkeit und Notwendigkeit sei nicht jedem klar gewesen. Das sei jetzt anders. Eine Seminarfachgruppe des Saalfelder Böll-Gymnasiums bearbeitet das Thema sogar wissenschaftlich. Vielleicht, meint Weigelt augenzwinkernd, gehe dank der Richtlinie „so manchem Bürger ein Licht auf“.